„Eine lichte Vision“ | Brahms Requiem mit dem Dresdner Kreuzchor 2024
21. November 2024
Brahms Requiem mit dem Dresdner Kreuzchor 2024: „Wie eine lichte Vision voller Zuversicht, Trost, Hoffnung und Gottvertrauen ließ Kreuzkantor Martin Lehmann seine Auseinandersetzung mit Johannes Brahms‘ „Ein deutsches Requiem“ in der sehr gut besuchten Dresdner Kreuzkirche entstehen. Da fühlten sich wohl die meisten Besucher mitgenommen und geborgen, zumal die Ausführenden die Auffassung des Kreuzkantors uneingeschränkt teilten und das auch so herüberbrachten. Nein, der Tod hat nicht das letzte Wort!
Brahms Requiem 2024
Seit längerer Zeit hat dieses Requiem nun nicht mehr seinen angestammten Platz am Ewigkeitssonntag, sondern erklingt am Volkstrauertag. Ebenso traditionell ist seit Jahren beim Brahms-Requiem die enge Zusammenarbeit des Dresdner Kreuzchores mit dem unter der Leitung von Peter Kopp stehenden Vocal Concert Dresden – ein wahrer Glücksfall dieser Einsatz von Erwachsenenstimmen, zumal Brahms sein Werk ganz gewiss nicht für Knabenstimmen vorgesehen hatte. Auch in diesem Jahr präsentierte sich ein absolut ausgewogener, wunderschöner Gesamtklang, in dem kein Chorteil unterging und in dem vor allem eines gewährleistet war: die Belastbarkeit, die Flexibilität in allen Phasen der Wiedergabe sowie ein vortrefflicher Differenzierungsreichtum. Das passte einfach perfekt zusammen.
Präzise modellierte Martin Lehmann die Fugen, setzte insgesamt auf plausible Ausdrucksintensität und Akzentuierung. Da hatte selbst unverstellte Freude auf die „lieblichen Wohnungen“ des Herrn Zebaoth seinen Platz. Oder wenn man an den zaghaften, zweifelnden Beginn des 6. Satzes denkt, der hier so unendlich triumphierend in die Fuge „Tod, wo ist dein Stachel?“ mit dem Wort „Sieg“ endete, das der Kreuzkantor unverrückbar im Raum stehen ließ – da hielt man den Atem an. Die Pianokultur, aus der scheinbar mühelos die großen Steigerungen wuchsen, war vorbildlich.
Der Dresdner Philharmonie an den Orchesterpulten einfach nur Zuverlässigkeit zu bestätigen, wäre schlicht ungerecht. Gar eng waren sie mit ihrem Part verbunden, im Höchstmaß engagiert, feinsinnig in allen Details und in völliger Übereinstimmung mit den Intentionen des Kreuzkantors.
Die edle Stimme Georg Zeppenfelds, seine natürliche, innere Anteilnahme verratende Ausstrahlung überzeugte auf der ganzen Linie. Auch Christina Landshamer kommt eigentlich von der Oper. Wie sehr sie sich aber hier zurücknahm und den lyrischen Qualitäten ihres Soprans vertraute – das war überzeugend im Sinne von Brahms.
Tiefes Schweigen am Ende – besser und eindrucksvoller kann ein Brahms-Requiem nicht schließen. Die zutiefst menschliche Botschaft desselben hatte die Hörer erreicht.“
Mareile Hanns | DNN Kultur | 19.11.2024 | „Eine lichte Vision“