Kirchenmusik und Kreuzkirche

Die Kreuzkirche hat als Zentrum des kirchenmusikalischen Schaffens über Jahrhunderte ihre Stellung behauptet und fühlte sich stets der Pflege der geistlichen Musik aus Vergangenheit und Gegenwart verpflichtet.

In der Geschichte der Stadt gab es zwei hauptsächliche kirchenmusikalische Zentren: Die Kirchenmusik der Stadt und diejenige am Hof. Die Kirchenmusik der Stadt hatte seit dem Mittelalter ihren Mittelpunkt an der Kreuzkirche mit dem Dresdner Kreuzchor und den heute noch bestehenden Musikerstellen von Kreuzkantor und Kreuzorganist, die über Jahrhunderte hinweg auch die Chormusik in der Frauenkirche mit versorgten, bevor an dieser um 1900 neben einer schon länger bestehenden Organistenstelle ebenfalls eine Kantorenstelle eingerichtet wurde.
Zu besonderer Bedeutung gelangten die Kreuzkantoren Gottfried August Homilius im Barockzeitalter, Oskar Wermann und Rudolf Mauersberger im ausgehenden 19. und im 20. Jahrhundert, wobei letztere den Weltruhm des noch heute bestehenden Knabenchores begründeten. Bedeutende Kreuzorganisten waren u. a. Gustav Adolf Merkel in der Zeit der Romantik und Herbert Collum, der fast fünfzig Jahre dieses Amt innehatte.

Große Beachtung finden seit 1371 durch alle Zeiten hinweg die musikalisch besonders aufwendig ausgestalteten, sonnabendlichen Vespern. Vor allem seit dem 19. Jahrhundert nahmen sie einen großen Aufschwung, auch heute noch ziehen sie bis zu mehrere tausend Besucher an.

Besondere Anziehungspunkte sind die großen Kreuzchorkonzerte mit der Dresdner Philharmonie als traditionellem Partner.

Seit 1833 gehören auch die Orgelkonzerte zum festen Bestandteil der Kirchenmusik an der Kreuzkirche.

Die Kirchenmusik in der Kreuzkirche zieht alljährlich etwa 120.000 Besucher in ihren Bann.

Kirchenmusik im Advent und zu Weihnachten

In der Advents- und Weihnachtszeit strömen alljährlich mehrere zehntausend Besucher in die Kreuzkirche, die als die „Weihnachtskirche“ Deutschlands gilt. Bereits zur festlichen Eröffnung des Striezelmarktes und zur Adventsvesper des Dresdner Kreuzchores ist die Kirche bis auf den letzten Platz gefüllt.

In den ersten zwei Adventswochen erwartet die Besucher um 17 Uhr mit den 30-minütigen Striezelmarktmusiken und den adventlichen Orgelkonzerten ein tägliches Programm, ergänzt durch das traditionelle Weihnachtliche Orgelkonzert. Die mehrfachen Aufführungen des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach und die Weihnachtsliederabende des Dresdner Kreuzchores sind fester Bestandteil jeder Advents- und Weihnachtszeit.

Besondere Höhepunkte bilden die Christvespern und die Christmette des Dresdner Kreuzchores, die noch heute in der von Kreuzkantor Rudolf Mauersberger (1889-1971) in den 1930er Jahren geschaffenen Gestalt aufgeführt werden. Hierin haben sich die aus dem Erzgebirge überkommenen, weihnachtlichen Traditionen einmalig erhalten.

Den fulminanten Schlusspunkt des Jahres setzt neben der Silvestervesper des Kreuzchores das Silvester-Orgelkonzert mit seinen festlichen Klängen für Trompeten, Pauken und Orgel. Den Abschluss der Weihnachtszeit bildet die Vesper zu Lichtmess, einem ansonsten in der evangelischen Kirche nicht mehr gepflegten Kirchenfest, das hier seit einigen Jahren wieder lebendig geworden ist.

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(c) Sylvio Dittrich
Kirchenmusik in der Kreuzkirche Dresden
(c) Sylvio Dittrich

Kirchenmusik zu Passion und Ostern

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© Sylvio Dittrich
Kirchenmusik und Kreuzkirche 3
© Sylvio Dittrich

Vor allem die Karwoche und das Osterfest bilden in vielfältiger Weise das Mysterium des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Jesu ab. Die Aufführungen der Matthäuspassion sind seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil dieser Feierlichkeiten, ebenso die festliche Kantatenaufführung im Gottesdienst am Ostersonntag.

Ostermette oder Osternacht spiegeln die Wende von Passion zu Auferstehung auf besonders eindrucksvolle Art und Weise wider.

Oftmals leiten neben den liturgisch geprägten Kreuzchorvespern und Vespern mit a-cappella-Musik in der Passionszeit auch weitere Oratorienaufführungen an den Passionswochenenden in diese Thematik ein.

In vielen Jahren lädt außerdem im Februar ein Gedenkkonzert zur Zerstörung Dresdens 1945 zum Innehalten ein.

Bereits im Februar beginnt der ganzjährige Dresdner Orgelzyklus, eine jeden Mittwoch stattfindende, gemeinsame Orgelkonzertreihe, die abwechselnd von den drei großen Dresdner Innenstadtkirchen Kreuzkirche, Frauenkirche und Kathedrale veranstaltet wird.

Von Ostern bis Advent findet jeden Dienstag und Donnerstag die Reihe „Orgel Punkt Drei“ statt, zu der um 15 Uhr 15 Minuten Orgelmusik erklingt.

Kirchenmusik zu Himmelfahrt und Pfingsten

Neben dem Himmelfahrtstag ist es besonders die festliche Ausgestaltung des Pfingstfestes, zu dem wieder mehrere tausend Besucher in die Kreuzkirche strömen. Stets wird die Pfingstvesper des Dresdner Kreuzchores mit einer aufwendigen Kantatenaufführung gemeinsam mit Solisten und renommierten Orchestern gestaltet, ebenso der Gottesdienst am Pfingstsonntag.

Eine Besonderheit bildet das Kurrendesingen des Dresdner Kreuzchores, das nach der Pfingstvesper vor Portal C stattfindet. Ebenso wie das regelmäßig stattfindende Turmblasen und ein seit vielen Jahren gefeierter, frühsommerlicher Freiluftgottesdienst werden die Besucher hiermit eingeladen, Liturgie und Musik nicht nur in der Kreuzkirche, sondern auch draußen vor ihren Türen zu feiern.

Die abwechselnd jeden Mittwoch in einer der drei großen Innenstadtkirchen stattfindende Orgelkonzertreihe „Dresdner Orgelzyklus“ sowie die immer dienstags und donnerstags stattfindende Reihe „Orgel Punkt Drei“ (15 Minuten Orgelmusik um 15 Uhr) laden die Besucher zu einer großen Vielfalt an Orgelmusik ein.

Beschlossen wird die nachösterliche Zeit in der Reihe der wöchentlichen Kreuzchorvespern und Vespern mit der Vesper zum Johannisfest. Dieses ansonsten oftmals versunkene Kirchenfest wird seit einigen Jahren im Juni wieder in der Kreuzkirche gefeiert und greift mit regelmäßigen, festlichen Kantatenaufführungen die früher große Bedeutung dieses Kirchenfestes wieder auf.

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(c) Frank Walther

Kirchenmusik in der Sommer- und Herbstzeit

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(c) Frank Walther

Sommerzeit ist in der Kreuzkirche Orgelzeit: Bis zu vier Veranstaltungen jede Woche locken wöchentlich mehrere hundert Besucher in den weiten Kirchenraum. Die große Jehmlich-Orgel mit ihren 80 Registern und ca. 6.300 Pfeifen, das größte Instrument der Landeshauptstadt Dresden, steht dabei im Mittelpunkt.

Vor allem in den im Rahmen des „Dresdner Orgelzyklus´“ stattfindenden „Internationalen Dresdner Orgelwochen“ gastieren renommierte Solisten aus dem In- und Ausland. Statt der Vespern findet in den sächsischen Sommerferien jeden Sonnabend um 15 Uhr der „Orgelsommer“ statt, bei dem ebenfalls neben Kreuzorganist Holger Gehring viele Gastorganisten zu hören sind. Die Reihe „Orgel Punkt Drei“ lädt dienstags und donnerstags um 15 Uhr zum 15-minütigen Verweilen bei Orgelmusik ein.

Im Herbst ist in der Regel ein Kreuzchorkonzert mit wechselndem Oratorienprogramm ein erster Höhepunkt in der dann neu beginnenden Saison. Mit der alljährlichen Aufführung des Brahms-Requiems im November wird hingegen bereits auf den Gedanken der Ewigkeit hingewiesen.

Das Michaelisfest wird vor allem in der Vesper Ende September festlich begangen, erneut eine seit einigen Jahren wieder aufgegriffene Tradition auf ein ansonsten eher versunkenes Kirchenfest.

Die musikalisch besonders umfangreiche Ausgestaltung der allsonnabendlichen Vespern um 17 Uhr geht bereits zurück auf das Jahr 1371 und stellt somit eine einmalige Besonderheit in der Kreuzkirche dar, die durch alle Jahrhunderte hindurch bis heute einen großen Anziehungspunkt bildet.