„Fest der Zuversicht“ | Dresdner Kreuzchor | Vesper am 2. März 2024
4. März 2024
Vesper mit dem Dresdner Kreuzchor: „Am Wochenende blickte der Kreuzchor in Vesper und Gottesdienst auf Okuli („Nachfolge“ im Sinne der Jünger Jesu), den dritten Sonntag der Passionszeit. Das Programm vereinte freudige wie nachdenkliche Klänge. So überraschte der In-troitus von Agnes Ponizil (Uraufführung) erneut mit einer besonders lebhaften Orientierung auf die Melodie. „Meine Augen sehen stets auf den Herrn“ (Psalm 25) wurden vom geteilten Chor fugiert, fast wie ein Kanon, aufgenommen und über „Wenn die Gerechten schreien“ (Psalm 34) bis zum Glaubensbekenntnis rhythmisch wogend weiterführte – mitten in der stilleren Passionszeit wurden sogleich Zuversicht und Hingewandtheit lebhaft zum Mittelpunkt. Mit Heinrich Schütz‘ Motette „So fahr ich hin zu Jesu Christ“ (SWV 379 aus der Geistlichen Chormusik) führte Kreuzkantor Martin Lehmann diesen Gedanken praktisch unmittelbar fort.
Pfarrer Holger Milkau griff in der Lesung und später im Wort zum Sonntag die zuvor erklungenen Worte zu Okuli auf, führte sie weiter. Die Folgschaft der Jünger setze mit Verliebtheit, Überzeugung und einem Berührtsein voraus – Konsequenz statt Bequemlichkeit.
Dresdner Kreuzchor singt Bachmotette „Jesu, meine Freude“
Der anfangs helle und nachdrückliche Chorklang wurde in Johann Sebastian Bachs Motette „Jesu, meine Freude“ (BWV 227) noch einmal kräftiger ausgemalt und differenziert, ließ unter anderem Alt- und Tenorstimmen markant hervortreten. Überraschende Schattierungen, Betonungen und Zurücknahmen gab es ebenso in der Begleitung. Das Continuo wurde von Alma Stolte (Violoncello), Ondrej Stajnochr (Kontrabass), Stefan Maass (Laute) und Lucas Pohle (Orgel) bestritten. Neben der exakten und dramaturgisch durchdachten Stimmausleuchtung des Kreuzchores sorgten gerade Laute und Orgel für Konturen und einen lebhaften, spannungsreichen Verlauf.
Kreuzorganist Holger Gehring spielte an der großen Jehmlich-Orgel den Einzug sowie zum Gemeindelied (EG 391, „Jesu, geh voran auf der Lebensbahn“) und kehrte nach dem rhythmisch lebhaften Beginn eine fantasievolle wie innovative Seite Johann Sebastian Bachs in Fantasia et Fuga g-Moll (BWV 542) hervor.
Der Name Antonio Lotti ist in Dresden vor allem wegen seiner Zeit am Sächsischen Hof bzw. der Leitung der Italienischen Oper dort gegenwärtig. Der Venezianer hat aber auch zahlreiche sakrale Stücke geschrieben. Mit „Crucifixus“ fügte Martin Lehmann ein weiteres Mal einen „Lichteffekt“ ins Programm: dunkel beginnend, wuchs die Motette stufenweise.
Auf die geradezu sinnliche Schönheit der Musik folgte mit Zoltán Kodálys „Jesus und die Krämer“ eine nicht nur schwierige Motette, sondern auch ein a cappella vorgetragenes Erzählstück bzw. Ausschnitt aus der Ostererzählung, der das Thema des Nachfolgens noch einmal aufgriff und in andachtsvolle Ruhe mündete.“
Dr. Wolfram Quellmalz | DNN Kultur vom 4. März 2024 | „Fest der Zuversicht“